Archive for Februar, 2018

Transparenzoffensive statt Wagenburgmentalität – Was die deutsche Automobilindustrie jetzt tun muss

Die deutsche Automobilindustrie ist in die Defensive geraten. Gibt man bei „Google News“ den Namen Automobilindustrie ein, so bekommt man eine ganze Litanei an Negativschlagzeilen geliefert, sagt Michael Zondler vom Stuttgarter Beratungsunternehmen CENTOMO https://www.centomo.de. Die gesamte Branche – Autobauer wie Zulieferer – müsse nun raus aus der Wagenburg und eine Transparenzoffensive starten, damit die Debatte über die deutsche Schlüsselindustrie auch wieder verhältnismäßiger und sachlicher werde.

Dieselschummelei, Menschenversuche, Affenexperimente, Schindluder etc.: Diese Begriffe fallen, wenn man nach den neuesten Schlagzeilen zur Automobilindustrie sucht. „Die derzeitige Debatte ist völlig legitim, darf aber auch Missstände nicht überzeichnen. Fakt ist: Wehleidigkeit und Trotz bringen jetzt niemanden weiter. Verlorengegangenes Vertrauen kann nur durch deutlich verbesserte Kommunikation und mehr Transparenz zurückgewonnen werden. Ich würde mir wünschen, dass bald Stichworte wie Jobs, autonomes Fahren, Zukunftstechnologien, alternative Antriebe, Mobilität der Zukunft usw. als erst fallen, wenn man an die Automobilindustrie denkt. Doch bis die deutsche Schlüsselindustrie wieder vor allem mit Arbeitsplätzen und Fahrspaß und nicht mit Gerichtsprozessen in den USA assoziiert wird, muss noch viel geschehen“, sagt Zondler.

„Wie in Zukunft gehandelt und entsprechend kommuniziert wird, davon hängen viele tausend teilweise sehr hochqualifizierte Arbeitsplätze ab“, so der CENTOMO-Chef, dessen Unternehmen zu etwa 90 Prozent mit der Automobil- und Zuliefererindustrie zu tun habe.

Rund 50.000 Mitarbeiter sind beim Zulieferer Bosch allein mit der Dieseltechnik beschäftigt, schreibt die FAZ. Die Geschäftsführung spreche ganz offen davon, dass dies bald zu viele sein könnten, wenn immer weniger Menschen einen Diesel kaufen. Bosch-Chef Volkmar Denner bemühe sich daher, die Automobilindustrie für eine Kampagne zu gewinnen. Dort dominiere noch zu oft das Denken in Hochglanzprospekten. Denner plädiert hingegen ähnlich wie Zondler für mehr Transparenz: „Die Industrie ist aufgefordert, künftig offenzulegen, wie sie entwickelt, wie sie testet und wie spezifische Freigabeprozesse erfolgen. Gleichzeitig ist es wichtig, verstärkt auf Nichtregierungsorganisationen zuzugehen und eine Versachlichung der Diskussion anzustreben.“

Laut FAZ verfalle die oberste Konzernebene von Volkswagen zurzeit allerdings noch ins Gegenteil bzw. in alte Reflexe: „Manager, Betriebsräte und die im Aufsichtsrat vertretenen Politiker des am Konzern beteiligten Landes Niedersachsen schließen die Reihen.“

„Warum soll ich ausgerechnet zu Ihnen kommen?“ – Über die neue Verhandlungsmacht der Millennials

Unternehmen müssen auf die Bedürfnisse der Millennials Rücksicht nehmen. NZZ-Redakteur Dominik Feldges https://www.nzz.ch/impressum/dominik-feldges-ld.1287502 sieht die jungen Arbeitnehmer sogar am Drücker. Die heutigen jungen Arbeitskräfte (ab dem Jahrgang 1980) gehörten der so genannten Generation Y an. Nun wird dieser Generation noch die Gruppe der um die Jahrtausendwende Geborenen hinzugerechnet – die Millennials eben. Die heute 17- bis 38-jährigen stellen je nach Land schon ein knappes Drittel bis über die Hälfte der Werktätigen dar.

„Schon die schiere Größe dieser Gruppe zeigt, dass sie gegenüber potenziellen Arbeitgebern über eine gehörige Verhandlungsmacht verfügt“, sagt der Stuttgarter Personalexperte Michael Zondler vom Beratungsunternehmen CENTOMO https://www.centomo.de. „Doch sie haben auch etwas zu bieten. Nicht nur die Millennials, sondern auch schon die um 1980 geborenen Arbeitskräfte sind mit dem Internet und seinen vielfältigen Möglichkeiten aufgewachsen. Sie stehen unmittelbar vor der produktivsten Phase ihrer beruflichen Karriere und sind im richtigen Alter, um Verantwortung und Führungspositionen zu übernehmen. Aufgrund ihrer lebenslangen Erfahrungen mit dem Internet können sie wie keine andere Generation dabei helfen, dass die Unternehmen den Transformationsdruck aushalten, der mit der Digitalisierung einhergeht.“

Und was macht einen Arbeitgeber für diese Gruppe attraktiv? Millennials, so die NZZ, achten bei der Stellensuche auf verschiedene Dinge. Sie schreiben Sicherheit am Arbeitsplatz groß. Die Bereitschaft zur Weiterbildung ist weit verbreitet. „Millennials zeigen sich loyal gegenüber ihrem Arbeitgeber und wollen ‚ihrer’ Firma treu bleiben.  Natürlich ist das keine Einbahnstraße. Denn diese Loyalität muss angefüttert und genährt werden: durch die Möglichkeit zum internen Weiterkommen und über Fortbildungen“, so Zondler.

Außerdem müssen Arbeitgeber die passende Antwort auf die Frage „Warum soll ich ausgerechnet zu Ihnen kommen?“ haben. Denn auch wenn sich eine solche Frage auf den ersten Blick vielleicht sehr keck für ein Bewerbungsgespräch anhört, so steckt doch mehr dahinter, wie die NZZ schreibt. Wer dann mit Plattitüden wie „Bei uns können Sie Karriere machen“ oder „Mit uns kommen Sie in der Welt herum“ kommt, hat schon verloren. Die jungen Leute seien viel mehr daran interessiert, im Detail zu erfahren, welchen „höheren Zweck“ eine Firma verfolgt: „Leistet sie beispielsweise einen Beitrag für eine saubere Energieerzeugung oder ein besseres Gesundheitssystem?“

Die Sinnhaftigkeit der eigenen Tätigkeit, flache Hierarchien, die Möglichkeit, wegen der Familie, aus privaten Gründen etc. auch mal eine Auszeit nehmen zu können und vor allem auch ein regelmäßiges Feedback statt des vielleicht einmal im Jahr stattfindenden Mitarbeitergesprächs sind den Millennials wichtig. „Durch die Nutzung sozialer Netzwerke sind sie es gewohnt, sehr schnell eine Rückmeldung auf das zu bekommen, was sie posten. Wenn der Arbeitgeber dann nur einmal im Jahr  – im übertragenen Sinne – den Button ‚Gefällt mir‘ drückt und die Arbeit des Mitarbeiters lobt, wird dies als zu wenig empfunden, sagt der CENTOMO-Chef.

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