Archive for Januar, 2017

Was tun wir, wenn wir nicht mehr arbeiten müssen?

Es scheint ein fast logischer Dreiklang: Digitalisierung, Automatisierung, mehr freie Zeit für den einzelnen Arbeitnehmer. Während manche vor diesem Hintergrund die Grundeinkommensdebatte wiederbeleben, mahnen andere zu mehr Differenzierung und fordern Ersatz-Beschäftigungen und neuen Lebenssinn.

„Das E-Auto kostet Zehntausende Arbeitsplätze“ schreibt die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ). Wegen der einfachen Herstellung könne sich das E-Mobil zum „Job-Killer“ entwickeln. Der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer schätzt, dass hierzulande etwa 200.000 bis 250.000 Arbeitsplätze mit der Herstellung des Verbrennungsmotors sowie den dazugehörigen Getrieben und Abgassystemen beschäftigt seien. Der Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh wird von der NZZ mit den Worten zitiert, bei Volkswagen würden 50.000 Menschen in der Produktion von Verbrennungsmotoren arbeiten. Osterloh geht davon aus, dass 30 Prozent weniger notwendig seien, wenn der Konzern nur noch E-Autos produzieren würde.

„Die Automobilindustrie war schon immer Veränderungen unterworfen. Ich halte es nicht für realistisch, dass sich technischer Fortschritt aufhalten lässt, auch wenn damit Arbeitsplatzverluste verbunden sind. Andererseits wird es einen fließenden Übergang geben. Experten gehen davon aus, dass die Produktion von althergebrachten Verbrennungsmotoren, Hybriden und E-Autos über einen längeren Zeitraum parallel stattfinden wird. Dadurch dürften sogar mehr Jobs geschaffen werden. Klar ist aber auch, dass die Jobs in der Motor- und Getriebeproduktion drastisch abnehmen und alle Tätigkeiten, die mit der Digitalisierung zusammenhängen, zunehmen dürften. Man wird dann sehen, ob sich Plus und Minus ungefähr die Waage halten. Dies kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand ernsthaft vorhersagen“, sagt der Personalexperte Michael Zondler vom Stuttgarter Beratungsunternehmen CENTOMO https://www.centomo.de.

Doch nicht nur die Automobilindustrie ist vom technischen Wandel betroffen. Während in der Autoindustrie laut NZZ viele neue Arbeitsplätze in Bereichen wie Elektronik, Sensorik, Software und Antriebssysteme entstehen könnten, geht Professor Birger P. Priddat von der Universität Witten/Herdecke davon aus, dass die zunehmende Automation eine Unmenge an freier Zeit mit sich bringen werde https://www.linkedin.com/pulse/automation-grundeinkommen-und-unmengen-freier-zeit-priddat. Im Silicon Valley werde von der Einführung des Grundeinkommens geträumt. Je stärker die Wirtschaft digitalisiert werde, desto stärker werde sie automatisiert, und die freigesetzten Menschen hätten keine Einkommen mehr aus Beschäftigung und Arbeit. „Wer soll denn sonst alle die wunderbaren digital products and services kaufen? Von welch anderem Einkommen als vom Grundeinkommen?“, fragt Priddat.

Grundeinkommen und Kreativität

Der Autor äußert sich pessimistisch. Er hält es nicht für wahrscheinlich, dass sich die „Grundeinkommensfinanzierten“ kreativen Tätigkeiten widmen würden, während sie nicht mehr arbeiten müssten: „Die freie Zeit dient nicht mehr der kreativen Entwicklung des Menschen, sondern weitgehend dem comfort of life. Weder arbeiten wir noch sind wir kreativ, noch bilden wir uns. Alle Modelle versagen. Es ist kein Zufall, dass die Silicon Valley-Industrie Games und andere elektronische Beschäftigungen anbietet, um die Freizeit der Systemarbeitslosen auszufüllen. Die alten Bildungszivilisationspläne (Marx, Keynes) finden kein Publikum mehr. Es geht heute nicht mehr um die Befreiung oder Emanzipation von der Arbeit, sondern um eine Beschäftigung 2ter Ordnung: um grundeinkommensbezahlte Event-Strukturen. Von Arbeit wie von anderen gesellschaftlichen Anforderungen entlastet, werden Ersatz-Beschäftigungen nötig, um die Entlastungen von Lebenssinn zu kompensieren.“

Laut Zondler müssten sich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft frühzeitig mit diesen Zukunftsszenarien oder Utopien auseinandersetzen. „Ich bin 1970 geboren“, so der CENTOMO-Chef: „Ich gehe davon aus, dass dies noch ein signifikantes Thema in meinem Erwerbsleben werden wird. Es könnte sein, dass wir mit einer Hochlaufkurve von ca. 20 Jahren nur noch 30 Prozent der heutigen Beschäftigten benötigen. Es macht mir etwas Sorge, dass bei uns in Europa zum Beispiel durch den Aufstieg der Rechtspopulisten und in den USA durch den Wahlsieg eines Reaktionärs diese wichtigen Zukunftsthemen zurzeit nicht mit der nötigen Ernsthaftigkeit debattiert werden. Stattdessen debattieren wir über eine Mauer zwischen Mexiko und den USA. Ein absurdes Schauspiel!“

Für mehr Zuversicht und Unternehmergeist

Deutschland ist ein reiches Land. Es geht uns – gerade im internationalen Vergleich – wirtschaftlich sehr gut. Und trotzdem mangelt es an Zuversicht und Unternehmergeist, meint der Personalexperte Michael Zondler.
„Die Stimmung im Land und die veröffentlichten und gesendeten Nachrichten passen nicht richtig mit unserer realen Lage zusammen.
Mir geht es nicht um Schönfärberei oder das Verschweigen schlechter Nachrichten. Doch wenn unsere Gedankenwelt nur noch von Angst, Pessimismus und dem Ruf nach mehr Sicherheit bestimmt ist, laufen wir Gefahr, die Balance zu verlieren und zu einer hysterischen Gesellschaft zu werden“, so der Chef des Stuttgarter Beratungsunternehmens CENTOMO https://www.centomo.de

„Dass zurzeit so viele Menschen nach Deutschland kommen wollen, hat ja auch etwas damit zu tun, dass wir ein freies, attraktives und starkes Land sind.
Natürlich haben wir auch unsere Schwierigkeiten.
Doch insbesondere im Vergleich zu Ländern wie Italien, Spanien oder Griechenland haben die jungen Menschen bei uns gute Startchancen. Das liegt unter anderem an der Qualität unserer dualen Ausbildung und an verantwortungsbewussten und innovativen Unternehmen.
Es wäre schön, wenn in unseren Schulen und auch in den Medien etwas positiver über die soziale Marktwirtschaft und berufliche Selbstständigkeit berichtet würde. Eine angst- und sicherheitsfixierte Gesellschaft scheut aber jedes unternehmerische Risiko. Doch nur mit Angestellten und Beamten lässt sich unser Wohlstand nicht halten“, so Zondler.

Duale Ausbildung muss wieder mehr wertgeschätzt werden

In einem Beitrag für das PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft kommt der frühere saarländische Wirtschaftsminister Hanspeter Georgi zu einem ähnlichen Schluss. Reife Gesellschaften wie Deutschland litten an einem Mangel an Unternehmergeist und Unternehmertum. „Wohlstand für alle“(Ludwig Erhards Erfolgsformel) zu schaffen werde primär als Aufgabe der Politik angesehen, nicht der Arbeiter, Angestellten und Freiberufler. „Was wären unsere Städte und Gemeinden ohne die Italiener, Griechen, Türken und andere Ethnien, die mit ihren Geschäften das heutige Stadtbild prägen? Ohne deren unternehmerisches Tun würde manche Stadt doch verarmen“, so Georgi.

Zondler bestätigt diesen Befund: „Leider diskutieren wir häufig hysterisch über Fragen der Zuwanderung. Die eine Variante fand himmelhochjauchzend in Form einer übersteigerten Willkommenskultur statt, die andere Variante sieht in jedem Ausländer und Flüchtling einen potentiellen Terroristen. Beides ist Unfug. Deutschland braucht Zuwanderung und profitiert von gut integrierten Migranten. Über Zuwanderung muss auch ganz pragmatisch gesprochen werden. Kosten und Nutzen müssen wieder sachlich und nicht moralisierend oder fremdenfeindlich dargestellt werden.“

Dass die Zukunftszuversicht und der Blick für ökonomische Realitäten eher abnehmen führt Georgi auch auf veränderte kulturelle Prägungen zurück. Früher seien Generationen überwiegend geprägt worden durch die Ausbildung nach dem Dualen System. Nur ein geringer Prozentsatz machte Abitur und studierte. Heute ist es so, dass die berufliche zugunsten der universitären Ausbildung ständig abgewertet wird. Und auch die Schulen sind so durchreglementiert, dass der kulturelle Wert von Selbstständigkeit immer weniger vermittelt wird.

Digitalisierung der Autoindustrie bringt Personalberatungen volle Auftragsbücher

Optimismus ist angesagt für 2017. Das zumindest meinen Personalberater. Insbesondere die Digitalisierung der Automobilbranche beschert ihnen volle Auftragsbücher.

Stuttgart. Zum Jahresbeginn schaut man naturgemäß in die Zukunft. Dies gilt insbesondere für die Autoindustrie. Denn diese befindet sich in einem Umbruch. 2016 war kein schlechtes Jahr für die Autobauer, wie Helmut Becker in seiner N-TV-Kolumne schreibt  http://www.n-tv.de/wirtschaft/Autoindustrie-vor-neuem-Wachstumszyklus-article19265276.html. Sogar die „Abgassünder“ hätten „teils zweistellige Zuwächse bei Absatz, Umsätzen und Erträgen verzeichnet“. Doch die Zukunft könne noch viel rosiger ausfallen: „Die Automobilwelt ist im Umbruch, dem gewaltigsten seit Erfindung der Zündkerze.
(…)Ein neues ‚goldenes Zeitalter‘ steht an“.

„Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain hat gesagt: ‚Voraussagen soll man unbedingt vermeiden, besonders solche über die Zukunft.‘ Grundsätzlich teile ich aber den Optimismus von Helmut Becker. Die Digitalisierung der Autoindustrie wird zum Jobmotor. Das können wir jetzt schon in unserem Beratungsgeschäft feststellen“, sagt Michael Zondler, Geschäftsführer des Personalberatungsunternehmens CENTOMO https://www.centomo.de mit Sitz in Stuttgart. Auf lange Sicht werde sich das autonome Fahren durchsetzen, auch wenn die Entwicklung sicher nicht über Nacht stattfinden werde. Autonomes Fahren sei ein Mega-Trend, der nicht mehr aufzuhalten sei. Dieser technische Quantensprung könne den Verkehr sicherer machen. „Das autonome Fahren ist ja an sich kein ungewöhnlicher Vorgang. Es war schon immer so, dass bei technischen Innovationen bestimmte Arbeitsplätze wegfallen, weil sie nicht mehr benötigt werden, gleichzeitig aber neue entstünden. Wir freuen uns jedenfalls auf das Autojahr 2017, das uns sicher eine Menge Spaß, aber auch viel Arbeit und Aufträge in der Personalberatung bringen wird“, so der CENTOMO-Chef.Becker ist sogar sicher: Die globale Automobilindustrie steht vor einem neuen Wachstumszyklus. Vollbeschäftigung über Jahrzehnte hinaus sei allein durch das Umstellen der Verbrennerflotten auf E-Antrieb garantiert. Und Märkte wie China, Indien, Russland oder Brasilien würden zusätzlich „ohnehin noch bedarfsbedingt weiterwachsen“.

„Schlechte politische Nachrichten haben leider das Jahr 2016 geprägt. Wir dürfen uns aber auch nicht den Blick dafür verstellen lassen, was in Deutschland alles gut läuft. Wir hatten eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Die Autoindustrie ist immer noch eine Schlüsselbranche in unserem Land. Und hier haben wir allen Grund, mit Zuversicht und guter Laune in die Zukunft zu schauen. Wir bei CENTOMO sehen die Digitalisierung jedenfalls vor allem als tolle Chance und nicht als Bedrohung“, so Zondler.

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