Das Manager-Magazin schlägt Alarm: Dem Land drohe eine „Topmanager-Knappheit“. Im Bereich des oberen Managements soll es schon im Jahr 2020 etwa 3,3 Prozent weniger geeignete Führungskräfte als benötigt geben. Bis 2030 werde sich diese Lücke sogar auf 7,6 Prozent erhöhen, bevor sie im Jahr 2035 schon bei 8,6 Prozent liege, so die Zeitschrift unter Bezug auf eine aktuelle Prognos-Studie http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/fachkraeftemangel-erreicht-topetagen-in-unternehmen-a-1165220.html.
Einen Hauptgrund für den drohenden Mangel an Fachkräften aller Art sehen die Zukunftsforscher in der zunehmenden Überalterung der deutschen Gesellschaft. Allerdings komme bei dem prognostizierten Topmanager-Mangel hinzu, dass junge Deutsche kaum noch Führungsverantwortung anstrebten. So wollten 87 Prozent der 20- bis 34-Jährigen nicht in die Top-Etage aufstreben und beispielsweise Geschäftsführer werden, wie eine Umfrage des Personaldienstleister Manpower zeige. Nur sechs Prozent hätten es sich zum Ziel gesetzt, einmal eine eigene Firma zu besitzen und zu führen. In Mexiko strebten hingegen 41 Prozent der jungen Leute eine Führungsrolle an, in Frankreich seien es immerhin noch 29 Prozent.
„Bei solchen Studien ist immer eine gewisse Vorsicht angebracht. Der Vergleich mit der angeblich wesentlich besseren Situation in Mexiko mutet ein wenig wie der Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen an. Auch beim Vergleich mit Frankreich bin ich skeptisch, da die deutsche Wirtschaft sich derzeit doch wesentlich dynamischer entwickelt als die französische. Nicht jeder, der Führungskraft werden will, hat überdies die Befähigung dazu.“ Mit diesen Worten relativiert der Personalexperte Michael Zondler, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens CENTOMO https://www.centomo.de, den Bericht des Manager-Magazins.
Die Studie habe aber durchaus das Zeug zum Denkanstoß. „Es ist richtig, dass mit dieser Studie darauf hingewiesen wird, wie wichtig Unternehmer, leitende Angestellte, angestellte Manager oder Mittelständler für unsere Wirtschaft sind. Wir sind auf Top-Führungskräfte angewiesen, die Verantwortung übernehmen“, so Zondler.
Falls Studien ergäben, dass junge Deutsche keine Lust auf Führungsverantwortung hätten, dann müsse man gegensteuern. „Zunächst muss die Frage gestellt werden, warum das so ist. Vielleicht haben ja auch viele ein falsches Bild von dem, was Manager leisten und wie ihr Arbeitsalltag aussieht. Als Führungskraft und Manager hat man viele Vorteile. Man kann seine eigene Agenda bestimmen, man kann selbstbestimmt arbeiten und gestalten. Und das Gehalt ist in der Regel auch nicht schlecht“, so der CENTOMO-Geschäftsführer.
Es sei in der Tat so, dass in manchen Konzernen eine Art Gruppenzwang herrsche. Arbeiten bis spät in die Nacht, kaum Wochenenden und Urlaub und Meetings am Wochenende würden dort oftmals als Tugenden dargestellt. „Dabei könnte man auch mal die Frage stellen, ob ein Manager das eigene Zeitmanagement im Griff hat, wenn er nachts um 23 Uhr noch Mails an die Mitarbeiter schreibt. Führungspositionen sind kein Sprint, sondern ein Marathon. Man muss zusehen, dass der Akku nicht leer läuft. Aus meiner eigenen Arbeit weiß ich, dass man durchaus erfolgreich sein und wachsen kann, auch wenn man nicht jede Woche 80 Stunden arbeitet und Wert darauf legt, dass es auch ein vernünftiges Leben neben dem Job gibt“, so Zondler.
In den Medien werde oft ein Zerrbild von Unternehmern gezeichnet. Dagegen könne man wenig unternehmen. Aber man könne als Führungskraft durchaus durch eine gewisse Vorbildfunktion junge Leute begeistern. „Warum sollte es in mittelständischen Unternehmen und Konzernen nicht eine wöchentliche Sprechstunde der Führungskräfte geben, zu der junge Mitarbeiter und solche, die sich weiter entwickeln wollen, ganz ungezwungen gehen könnten, um sich inspirieren zu lassen und sich Rat zu holen? Schließlich gibt es ja kein festes Berufsziel Manager oder Führungskraft, dafür aber jede Menge Vorurteile, dass es den Bossen nur um Kohle und Kungeleien gehe und man kaum eine freie Minute habe. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Führung macht Spaß. Dies möchte ich auch meinen Mitarbeitern vermitteln. Das geht aber nur, wenn sich Manager nicht abschotten, sondern offen auf ihre Mitarbeiter zugehen“, so Zondler.
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