Der deutsche Autogipfel im Jahr 2024 hat einmal mehr gezeigt, dass Deutschland sich in Detailfragen verliert, während andere Nationen bereits klare Schritte in Richtung Elektromobilität unternommen haben. Der stockende Ausbau der Ladeinfrastruktur und die Unsicherheit bezüglich langfristiger Förderstrategien werfen Fragen zur Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auf. Länder wie Norwegen und die Niederlande zeigen, wie durch konsistente politische Weichenstellungen und enge Zusammenarbeit zwischen Regierung, Industrie und Gesellschaft ein erfolgreicher Wandel zur Elektromobilität gelingen kann. In diesem Newsletter werden wir konkrete Handlungsempfehlungen auf Basis internationaler Erfolgsmodelle und der aktuellen Situation in Deutschland formulieren.
Ein Seitenblick nach China lohnt sich. China steht weltweit für über die Hälfte des globalen Automobilmarktes und auch unsere heimischen Hersteller lassen über die Hälfte aller Fahrzeuge dort produzieren. Dort ist die Messe aber bereits gelesen und Elektromobilität wächst mit atemberaubendem Tempo, hoch-innovativen und bezahlbaren Konzepten. Das Ganze Format wird heftigst staatlich gepampert, und mit ca. 8 cent /Kwh wird sich in absehbarer Zeit der Verbrenner marginalisieren. Wenn wir einen Rat für die deutsche Autoindustrie in China formulieren müssten; dann wie folgt: Fokus auf Luxury und Prestige, Kooperationen im mittleren Segment und auf Wiedersehen geringmargige Kompakt- und Kleinwagen. Ohnehin kaufen die Chinesen immer lieber die heimischen Marken – so stieg der Absatz von 40% im Jahr 2020 auf nunmehr 65% im ersten Halbjahr 2024.
Die Automobilindustrie in der Krise: Handlungsbedarf vor und nach dem Autogipfel
Die Automobilbranche in Deutschland steht massiv unter Druck: Der schleppende Absatz von Elektrofahrzeugen, hohe Produktionskosten und strenge CO₂-Flottengrenzwerte belasten die Unternehmen. Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz mussten ihre Gewinnprognosen für 2024 deutlich nach unten korrigieren. Beispielsweise erwartet Daimler, dass die Umsatzrendite im Pkw-Segment um drei bis vier Prozent sinkt. Der Gewinn von Volkswagen brach im ersten Halbjahr um 14 % ein, BMW verzeichnete einen Rückgang von 15 %.
Hier die Werksauslastung am Standort Deutschland im Jahr 2023
Auch Automobilzulieferer leiden unter der schwachen Konjunktur, besonders in Deutschland und China, und den hohen Kosten der Umstellung auf Elektromobilität. Die Nachfrage nach Elektroautos bleibt hinter den Erwartungen zurück, was den Druck auf die Bundesregierung erhöht. Wirtschaftsminister Robert Habeck hat für den Autogipfel Vertreter der großen Hersteller, Zulieferer sowie der Gewerkschaft IG Metall eingeladen, um Strategien gegen die stagnierenden Verkaufszahlen zu entwickeln.
Die ACEA (Association des Constructeurs Européens d’Automobiles), eine Lobbygruppe der größten europäischen Automobilhersteller, fordert von der EU eine Lockerung der CO₂-Flottengrenzwerte, die ab 2025 auf 93,6 Gramm CO₂ pro Kilometer gesenkt werden sollen. ACEA-Präsident Luca de Meo, CEO von Renault, betont, dass diese Grenzwerte Millionenstrafen für die Branche bedeuten könnten. Im Raum stehen mögliche Sanktionen von bis zu 15 Milliarden Euro, wenn die Ziele nicht erreicht werden. Der Verband kritisiert zudem den Mangel an flächendeckenden Ladestationen, hohe Strompreise und unsichere Lieferketten für Batterien als zentrale Probleme.
Um die CO₂-Ziele zu erreichen, müsste der Anteil von Elektrofahrzeugen bei 25 % liegen, eine Quote, die derzeit als nahezu unerreichbar gilt. Der Verband schließt sogar einen Produktionsstopp von bis zu zwei Millionen Verbrennern in Europa nicht aus, was jedoch drastische Folgen für Arbeitsplätze hätte.
Im Gegensatz zu anderen Herstellern, wie Stellantis, die die Zielvorgaben der EU als machbar betrachten, fordern deutsche und europäische Hersteller eine radikale Überarbeitung der Regularien. Carlos Tavares, CEO von Stellantis, kritisiert jedoch die Forderung nach einer Strategieänderung. „Jeder kannte die Regeln seit langer Zeit“, sagte er, und betont, dass die Unternehmen genügend Zeit zur Vorbereitung gehabt hätten. Stellantis plant, bis 2030 keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr zu verkaufen. Diese Herangehensweise steht im Gegensatz zu Konzernen wie Volkswagen und Renault, die weiterhin auf eine Entschärfung der Flottengrenzwerte hoffen. BYD hat 2022 seinen letzten Verbrenner gebaut. BYD ist somit größter globaler NEV Hersteller. PHEV und EV sind zusammen 3 Mio. Einheiten. 2022 waren es noch 1,8 Mio. Bei den BEV ist Tesla (noch) Nummer eins.
Am Ende bleibt die Frage offen, wie die Automobilindustrie die Herausforderungen der Elektromobilität meistern soll. Der Autogipfel bietet die Gelegenheit, einen Weg aus der Krise zu finden, doch die Lösungen werden tiefgreifend und mutig sein müssen, um Arbeitsplätze zu sichern und gleichzeitig die Klimaziele zu erreichen.
Die Elektromobilität als Schlüssel zur Zukunft
Die Elektromobilität ist nicht nur ein technologischer Wandel, sondern auch eine strategische Herausforderung für die deutsche Automobilindustrie. Im Kontext des Autogipfels wird klar, dass Deutschland hinterherhinkt. Einerseits hat der globale Markt für Elektrofahrzeuge bereits einen dynamischen Aufschwung erlebt, andererseits kämpfen deutsche Hersteller und die Politik noch mit grundlegenden Fragen zur Ladeinfrastruktur und zur Förderung. Der internationale Vergleich zeigt, dass Deutschland konsequenter und schneller handeln muss, um den technologischen Anschluss nicht zu verlieren.
Die aktuelle Situation in Deutschland Marktanteil der Elektrofahrzeuge
Mit einem Marktanteil von etwa 15 % bei Elektrofahrzeugen hinkt Deutschland im internationalen Vergleich hinterher. Länder wie Norwegen haben bereits die 50 %-Marke bei den Neuzulassungen überschritten. Das verzögerte Handeln bei der Förderung der Elektromobilität und die Unsicherheiten beim Ausbau der Ladeinfrastruktur bremsen die Nachfrage und führen zu wachsendem Druck auf die deutsche Automobilindustrie. Dies steht im deutlichen Kontrast zu Nationen, die frühzeitig auf Elektromobilität gesetzt haben und nun von einer reifen Infrastruktur und stabilen Rahmenbedingungen profitieren.
Ladeinfrastruktur
Die unzureichende Ladeinfrastruktur ist eines der größten Hindernisse für den flächendeckenden Einsatz von Elektrofahrzeugen. Im Rahmen des Autogipfels wurde deutlich, dass die Ladepunkte in Deutschland noch immer weit hinter dem Bedarf zurückbleiben. Norwegen zeigt hier, wie durch eine Kombination aus privater und öffentlicher Ladeinfrastruktur die Elektromobilität massiv vorangetrieben werden kann. Deutschland muss dringend in einen zielgerichteten Ausbau investieren, um die wachsende Anzahl von Elektrofahrzeugen zu unterstützen und Reichweitenangst zu reduzieren.
Förderprogramme und Anreize
Die deutschen Förderprogramme für Elektrofahrzeuge, wie der Umweltbonus, haben zwar zur Marktentwicklung beigetragen, aber viele dieser Programme laufen aus oder werden reduziert, was zu Unsicherheiten bei Herstellern und Verbrauchern führt. Der jüngste Autogipfel zeigte eine gewisse Unentschlossenheit der Regierung, was zukünftige Förderstrategien angeht, während andere Länder langfristig angelegte Förderprogramme aufweisen. Dies bremst die dringend notwendige Entwicklung und hemmt Investitionen in Forschung und Entwicklung. Die ins Feld geführte „Abwrack- oder Kaufprämie“ halten wir, insbesondere nach den Achterbahn Erfahrungen aus 2009, für keine besonders gute Idee. Allein das Aufflammen dieser Option wird sich auf die Verkäufe der nächsten Wochen und Monate auswirken. Liebe Politik, räumt diesen Punkt bitte schnell ab.
Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
Der Übergang zur Elektromobilität wird in Deutschland erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben. Studien gehen davon aus, dass bis zu 100.000 Arbeitsplätze in der Produktion von Verbrennungsmotoren wegfallen könnten. Im Gegenzug entstehen jedoch neue Jobs in der Entwicklung und Produktion von Batterien und elektrischen Antrieben. Der Autogipfel verdeutlichte die Notwendigkeit von Umschulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen, um Arbeitnehmer auf die neuen Anforderungen vorzubereiten und den sozialen Wandel abzufedern. Wir als Personalberatung spüren die Transformation schon lange in unseren Auftragsbüchern. Die Anforderungsprofile haben sich geändert.
Öffentliche Wahrnehmung und Akzeptanz
In Deutschland wird die Elektromobilität zunehmend akzeptiert, doch es bestehen weiterhin Vorbehalte hinsichtlich der Reichweite und Ladezeiten. Kritische Stimmen, wie die beim jüngsten Autogipfel, heben hervor, dass die Förderung und der Ausbau der Infrastruktur besser kommuniziert werden müssen, um die Akzeptanz weiter zu steigern. Auch die Rolle der Medien ist hier von Bedeutung, um objektiv und ausgewogen über Fortschritte zu berichten und den gesellschaftlichen Wandel zu begleiten. Insbesondere die reichweitenstarke Springer Presse leistet unserer Industrie einen Bärendienst. Stichwort #Gesternkleber
Erfolgsmodelle aus Norwegen und den Niederlanden.
Politische Rahmenbedingungen
Norwegen ist ein Paradebeispiel für den erfolgreichen Übergang zur Elektromobilität. Dank einer konsequenten staatlichen Förderung – von Steuererleichterungen bis hin zur Befreiung von Mautgebühren – sind Elektrofahrzeuge längst die Norm. Norwegen zeigt, dass klare politische Weichenstellungen eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung schaffen können.
Die Niederlande hingegen zeichnen sich durch eine ausgezeichnete Ladeinfrastruktur und steuerliche Vorteile für E-Autos aus. Hier zeigt sich, wie eine enge Zusammenarbeit zwischen Regierung und Industrie den Übergang zur Elektromobilität beschleunigen kann.
Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft
In Norwegen und den Niederlanden funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft nahtlos. Dieser kooperative Ansatz ermöglicht es, Förderprogramme effizient umzusetzen und die Ladeinfrastruktur gezielt auszubauen. Diese länderübergreifenden Beispiele bieten wertvolle Lehren für Deutschland, das noch stärker auf die Vernetzung aller Akteure setzen muss, um den Wandel erfolgreich zu gestalten.
Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt: Vergleich mit Deutschland
In beiden Ländern hat die frühzeitige Einführung von Umschulungsmaßnahmen und die Förderung zukunftsträchtiger Berufe dazu beigetragen, den Strukturwandel sozialverträglich zu gestalten. Deutschland kann von diesen Ansätzen lernen, insbesondere bei der Qualifizierung von Arbeitskräften für neue Technologien wie Batterietechnologie und digitale Fahrzeugsysteme.
Herausforderungen und Chancen für Deutschland
Batterietechnologie
Der technologische Fortschritt in der Batterietechnologie ist für die deutsche Elektromobilität von entscheidender Bedeutung. Während andere Länder bereits große Schritte in der Batterieforschung gemacht haben, hängt Deutschland hinterher. Dies stellt eine ernsthafte Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie dar. Unsere Zuversicht hält sich hier stark in Grenzen… zu weit sind uns aktuell asiatisch Akteure voraus. Allein der Weltmarktführer CATL beschäftigt _ Achtung: 18.000 Forscher!
Rohstoffversorgung
Die Sicherung der Rohstoffversorgung für die Produktion von Batterien bleibt eine der größten Herausforderungen für die Elektromobilität. Deutschland muss eine Strategie entwickeln, um Abhängigkeiten zu verringern und auf nachhaltige Rohstoffquellen zu setzen.
Qualifizierung der Arbeitskräfte
Die Qualifizierung der Arbeitskräfte ist eine zentrale Herausforderung für die Transformation der Automobilindustrie. Es muss verstärkt in Umschulungen und Weiterbildungen investiert werden, um Arbeitnehmer auf die Anforderungen der Elektromobilität vorzubereiten.
Handlungsempfehlungen
Für die Politik:
– Langfristige Förderprogramme: Deutschland muss dauerhafte und verlässliche Förderstrategien entwickeln.
– Qualifizierungsoffensive: Staatliche Programme zur Umschulung müssen intensiviert werden.
– Infrastrukturplanung: Ein gezielter Ausbau der Ladeinfrastruktur ist unabdingbar.
Für die Automobilindustrie:
– Forschung und Entwicklung: Stärkere Investitionen in Batterietechnologie und nachhaltige Produktion.
– Sozialverträgliche Transformation: Die Industrie muss mit Gewerkschaften eng zusammenarbeiten, um den Wandel sozial abzufedern.
Für die Medien:
– Ausgewogene Berichterstattung: Die Medien sollten über die Fortschritte und Vorteile der Elektromobilität informieren, um die öffentliche Akzeptanz zu fördern.
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