„Wir dürfen unsere Kinder nicht den Fake News überlassen, die vor allem über soziale Netzwerke verbreitet werden. Bundesjustizminister Maas versucht nun, dem Hass im Netz mittels eines ‚Netzwerkdurchsetzungsgesetzes‘ Herr zu werden. Dieser Ansatz ist grundsätzlich richtig. Ich plädiere aber zusätzlich dafür, dass schon unsere Kinder in der Kita und später in der Schule durch Medienkunde fit gemacht werden. Sie müssen frühzeitig zwischen einer Nachricht und einer reinen Meinung unterscheiden können. Ihnen muss beigebracht werden, welche Nachrichtenquellen als verlässlich gelten und welche nicht“, fordert der Stuttgarter Personalexperte Michael Zondler, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens CENTOMO www.centomo.de.
„Plakativ formuliert: Medienkunde ist heute genauso wichtig wie Goethe und Schiller. Denn Fake News stellen inzwischen eine große Gefahr für unsere Gesellschaften dar. Sie gefährden das friedliche Zusammenleben zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und politischer Ansichten und sind eine äußerst negative Begleiterscheinung der Globalisierung, von der unser Land und unsere Wirtschaft an sich total profitieren“, so Zondler.
Maas wolle die sozialen Netzwerke zwingen, rechtswidrige Inhalte schneller als bisher zu löschen. Doch sein Gesetzentwurf werde nun von Juristen, Bürgerrechtlern und der Industrie zerpflückt, wie Die Zeit schreibt. Man ziele auf den Hass, treffe aber womöglich die Meinungsfreiheit. „Man kann Fake News durch Gesetze und Verbote bekämpfen. Doch dies ist ein mühsames Geschäft und packt das Problem nicht bei der Wurzel. Es ist gut, dass die Bundesregierung überhaupt tätig wird und dem Verbreiten von Hetze und Hass Einhalt gebieten will und hierbei die sozialen Netzwerke in die Verantwortung nimmt. Meiner Meinung nach muss es aber zusätzlich darum gehen, schon Kindern und Jugendlichen Medienkompetenz zu vermitteln. Neue Medien wie Mobiltelefone oder das Internet lernen sie ja sowieso schon in einem sehr jungen Alter kennen, oft aber nicht den richtigen Gebrauch. Und auch bei den klassischen Massenmedien wie Presse, Radio, Fernsehen und Film sollten sie in der Lage sein, seriöse von unseriösen Anbietern zu unterscheiden. Wer so frühzeitig im Umgang mit Medien geschult wird, geht später nicht so leicht dubiosen und verschwörungstheoretischen ‚Nachrichten‘ auf den Leim“, meint der CENTOMO-Chef.
Der Welt-Autor Hannes Stein macht das Problem am Beispiel des Mittleren Westens in den USA deutlich: „Wer hier lebt, bezieht sein Weltbild in der Regel von Fox News, ‚Breitbart‘ oder einem der rechten Radiosender, die dort populär sind.“ Dass dies gefährlich sei, habe sich bei den Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten gezeigt, meint der CENTOMO-Geschäftsführer. Dort habe ein Mann gewonnen, der gegen die „Lügenpresse“ zu Felde ziehe, den Freihandel bekämpfe und sein Land nationalistisch abschotten wolle. „Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland sollten das Ziel haben, dass sich so etwas bei uns nicht ereignet. Gemeinsam mit den privaten und öffentlich-rechtlichen Medienanbietern in Deutschland sollte man daher an praxistauglichen Konzepten arbeiten, wie Medienkunde im Kindergarten und in der Schule vermittelt werden kann. Solche präventiven Programme sind wirksamer als nachträgliches Löschen oder Verbote“, sagt Zondler.
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