Für den Chef der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, ist der Fall klar: Die EU-Klage wegen schmutziger Luft sei „eine Ohrfeige für die Diesel-Kanzlerin“. Die demonstrative Gelassenheit der Bundeskanzlerin, die offenkundig auch die Klage aus Brüssel aussitzen wolle, findet der Personalexperte Michael Zondler deplatziert: „Merkel sagt, Deutschland sei auf einem ‚sehr, sehr guten Weg‘. In ‚beispielloser Weise‘ seien Förderprogramme aufgelegt worden, um den Kommunen zu helfen, die Grenzwerte bei der Luftqualität einzuhalten. Das ist schlicht Realitätsverweigerung.
1. Innovationstreiber China sitzt Deutschland im Nacken
„Ein Klüngel aus Industrie und Politik schadet der Gesundheit, verlangsamt Innovationen, kostet am Ende viele Arbeitsplätze, verhindert den Wettbewerb und bestraft die Verbraucher“, sagt Zondler. Der Geschäftsführer des Stuttgarter Beratungsunternehmens CENTOMO verweist auf eine aktuelle Studie des Centers of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. „Beim Thema Innovation spüren die deutschen Premiumhersteller inzwischen den heißen Atem chinesischer Autobauer im Nacken“, so Zondler. 2017 kamen 32 Prozent der maßgeblichen Einführungen von neuen Produkten oder Technologien in der globalen Automobilindustrie von Daimler, BMW oder VW. Bereits 18 Prozent (!) kamen aus China. 2005 lagen die Chinesen noch bei neun Prozent http://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/bmw-daimler-audi-und-co-muessen-chinesische-autos-fuerchten-a-1208240.html. „Ein „Weiter so“ können sich Politik und Industrie in Deutschland nicht leisten“, meint der CENTOMO-Chef.
2. Die Technologie steht auch in Deutschland bereit
Der Diesel war zu lange der Fetisch der deutschen Automobilindustrie. „Nehmen wir ein konkretes Beispiel. Selbst Rennsport und nachhaltige Mobilität sind keine Gegensätze. Wir unterstützen den Rennstall Four Motors http://www.fourmotors.com/. Bundesministerin Julia Klöckner (CDU) zeigte sich jüngst beim 24-Stunden-Rennen begeistert vom Projekt Bioconcept-Car. Mit Biofaserleichtbauteilen und E20-Kraftstoff lassen sich Rennen gewinnen“, sagt Zondler. Deutschland agiere zu zögerlich. Die bestehende Technologie wird nicht genutzt, und auch beim Ausbau der E-Mobilität hinkt Deutschland China und Norwegen hinterher.
3. Trostpflaster schaden der Technologie-Nation Deutschland
„Mit Trostpflastern und Beruhigungspillen à la Merkel kriegen wir nicht die Kurve“, findet Zondler. Die Grenzwerte für Stickoxid werden hierzulande regelmäßig überschritten. „Das Auto wurde jahrzehntelang politisch stark gefördert, während andere Verkehrsmittel vernachlässigt wurden. So hat man das Straßen- und Autobahnnetz vervielfacht, während Tausende von Kilometern Bahnstrecke stillgelegt wurden. Fuß- und Fahrradverkehr wiederum wurden durch den Autoverkehr sehr unattraktiv gemacht“, sagt Bernhard Knierim, Autor des Buches „Ohne Auto leben“ http://www.spiegel.de/auto/aktuell/leben-ohne-pkw-interview-mit-dem-buchautoren-bernhard-knierim-a-1204912.html.
Zondler plädiert nicht für ein Leben ohne Auto: „Wir müssen aber weg kommen von der Fixierung auf Leistung und Größe unserer Autos und hin zu mehr nachhaltiger Mobilität, Komfort und Sicherheit. Nur so hat unsere Automobilindustrie eine gute Zukunft.“
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